Imkerei anderswo

BIENEN-ZEITUNG 9/1999

Auf den Spuren von Schweizer Imkerreisen bei Mantovani

Berchtold Lehnherr. Krattigstrasse 55, 3700 Spiez

Regelmässig kommen bei der Imkerei marco und Divo Mantovani auch Schweizer Imker und Touristen vorbei. Sie treffen die beiden Imker. Sohn Marco und Vater Divo, neben der  „Guardemare“ in San Vincenzo in der Toskana, wo sie ihren Verkaufsraum und ihr „Laboratorio“  haben.Die verschiedenen Honigsorten und Bienenprodukte setzen Mantovanis auch in den umliegenden Verkaufsläden ab, und der Erlös fliesst dem Betrieb zu, der sich allmählich vergrössert hat.
Der Bienenzuchtberater der südlichen Toskana, Marco Mantovani, ist von Beruf Elektroingenieur und Computerfachmann. Mehr als das Programmieren fesselt ihn aber die Imkerei, die der Familie einen Nebenerwerb siehert. „Am liebsten möchte sich Marco nur noch der Imkerei widmen“ sagt der Vater Divo, der für Ordnung im “Laboratorio“ ausserhalb des Städtehens San Vincenzo schaut und die neue Serie von 100 Dadant-Beuten selber zusammengenagelt hat. Insgesamt hat er 250 neue Kästen bestellt.

Varroa und Wirtschaftsförderung

Dank der EU-Investitionskredite an varroageschädigte Imkereibetriebe sind Betriebserneuerungen möglich geworden. So kostet das Material für eine Dadant-Magazinbeute samt Honigzarge und Rahmen nach Abzug von rund 20 Franken Subvention in Italien noch umgereehnet rund 90 Franken. „Die Idee dahinter ist der Ersatz von alten Beuten, die keinen Gitterboden haben. Damit ist eine wichtige Voraussetzung für die Varroakontrolle geschaffen und die biotechnische Varroabekämpfung von unten ist viel leichter „ , erklärt der Bienenzuchtberater. Eine durchaus kluge Subventionierungspraxis, wenngleich sie nach dem vielkritisierten Giesskannenprinzip erfolgt. Denn mit der Hilfe an die Imkereien, die auch in Ausland in letzter Zeit enorm hohe Völkerverluste beklagen missten, werden auch Handwerker und Zulieferfirmen unterstützt. So bezieht Mantovani die zugeschnittenen Beuteteile und Dächer von Roberto Guerri, der im nahe gelegen Montalcino eine Bienenschreinerei mit Imkergerätehandel betreibt und von den neuen Aufträgen profitiert. Die Gesuchstellung führte über die Apitalia und Apitoscana-Verbände, also  über die Imkervereinigungen, die die staatlichen Subventionen vermitteln.

Persönliches Engagement

Divo und Marco Mantovani empfangen auch gerne Besucher aus dem In- und Ausland in ihrer Imkerei ausserhalb des Städtchens. Während sich die Frauen von der Vielfalt und Präsentation der Honiggläser und Bienenprodukte im Verkaufsläden angezogen fühlen, werfen die Imker gerne einen neugierigen Blick in den Schleuderraum, das Webenlager in einem Baustellen-Kontainer, in die Heissluft-Truhe zur Trokken- Desinfektion ganzer Beuten oder in die umliegenden Ablegerkästen. Eine neue Schleuder für 42 Rähmehen prunkt im voll geplättelten Schleuderraum, der Elektrizitätsanschlüsse und fliessendes  Wasser auf weist. Marco hat die Elektronik zur Optimierung der Drehgeschwindigkeiten selber revidiert. Die grosse Schleuder konnte als Occasion von einer Imkergenossenschaft gekauft werden. Gegenüber der ersten  9-Waben-Radialschleuder, die Marco Mantovani 1983 kaufte, als er zu imkern begann, nimmt sich die neue Schleuder fast prahlerisch aus. Sie schleudert innert fünf Minuten rund 80 kg Honig und leistet das, was früher zwei Personen zu tun hatten.Auch eine Entdeckelungs-maschine erleichtert heute die Honigernte und hinterlässt gleichmässig beschnittene Honigwäbehen, die im Kontainer gelegert und mit Schwefel vor Mottenfrass geschützt aufbewahrt werden. Zum Abfüllen des Honigs dient eine Pumpe und ein selber konstruierter, unten konisch zulaufender Grossbehälter mit pneumatischem Dosierungsgerät. Damit können die Sortenhonige wie Sonnenblumen-, Marucca-, Kastanien-, Akazien- und Eucalyptushonig abgefüllt werden.Auch kleinere Mengen an Spezialitäten wie der im November anfallende bitter schmekkende Corbezzolohonigh aus den Küstengegenden der Toskana lässt sich mit den funktional zusammengestellten Gerätschaften verarbeiten. Da diese aber  zunehmend Platz beanspruchen, suchen Divo und Marco Mantovani nach einer Verbesserung des Laboratorios. Gerne möchten sie mit dem Camion direkt in die Lagerhalle hineinfahren und die Magazine rationeller umladen können. Ein Baugesuch für die Imkereivergrösserung haben sie inzwischen schon gestellt. Das persönliche Engagement bleibt auch trotz EU-Beihilfen die wichtigste Triebfeder des Nebenerwerbsbetriebes, der „flügge“ wurde.

Tipps zur Varroabekämpfung

Die Sorge um die Gesunderhaltung der Bienenvölker ist auch in Italien gross. Marco Mantovani versucht die Milbenbekämpfung den Verhältnissen im Bienenvolk und der Tracht anzupassen und praktikabel zu gestalten. Die Oxalsäure-Träufelmethode stammt aus solchen Überlegungen. Nach Berichten aus Sizilien soll diese auch während des trockenen Sommers, wenn die Bienenvölker in der Brut zurückgehen, effizient gewirkt haben. Aus preislichen und praktischen  Überlegungen hat auch Marco Mantovani mit der  Oxalsäure-Träufelmethode gearbeitet. Die Varroatose leitet nach seinem Dafürhalten aber auch weitere Folgekrankheiten ein, so dass letztlich Faulbrutfälle zu verzeichnen sind. Ein frühzeitiges Abfangen der Milben wäre günstig, sagt Marco Mantovani, jedoch mit  Oxalsäure allein nicht möglich. Nun möchte er auch weitere biotechnische Substanzen, die für Honig und Bienen unbedenklich sind, gegen die Milbenplage einsetzen. Aus der Überlegung , dass Milben Zecken sind und diese mit Ölbegossen vom Opfer lassen, könnte auch Paraffinöl auf die Rahmen geträufelt zur Milbenfalle werden. Ähnlich spekulative Gedanken hatten seinerzeit zur inzwischen erfolgreichen Anwendung von Api-life-Var geführt, das heute noch als verlässliches Mittel eingesetzt wird, aber teuer ist.


Imkerei anderswo 1999