BIENEN-ZEITUNG 8/2001

Toscanshe Berufsimker helfen sich und auch anderen

Berchtold Lehnherr, Krattigstrasse 55, 3700 Spiez

In San Vincenzo in der südlichen Toskana hegen Divo und Marco Mantovani neue Pläne mit dem Ausbau ihrer Imkerei.
Bevor sie aber zu produzieren beginne, haben sie die Absatzkanäle ausgebaut. Sie helfen aber nicht nur sich selber, sondern auch andern Jungimkern beim Aufbau ihrer Imkerei.

„Neuerdings haben wir unseren Honig auch im Coop-Supermarkt im Verkauf“, erklärt Divo Mantovani die neue Marketingstrategie der Imkerei von Vater und Sohn vor den Toren San Vincenzos. Marco, Divos Sohn, hat seinen Job als Computeringenieur in Piombino an den Nagel gehängt, um sich vollzeitlich der Imkerei zu widmen. Die Basis bilden rund 300 Völker auf verschiedenen Standorten entlang der küste und in den bewaldeten Hügeln der südlichen Toskana.Hier werden Marruca-, Erika-, Akazienhonig geerntet, während Sonnenblumen- und Melonenhonig von den Feldern in der Ebene anfällt.

Kleinlastwagen und Ökonomiegebäude

Die Anwanderung in die verschiedenen Trachten erfolgt neuerdings mit einem Allradangetriebenen Daewoo-Lastwagen, der gross genung ist, 24 Kästen aufs Mal zu transportieren, aber auch klein genung ist, um auf den kurvenreichen Wegen zu den Bienenständen im wald und in den Olivenhainen zu gelangen.“Eine kluge Anschaffung“, lobt Marco das neue Nutzfahrzeug. Er hegt weitere Ausbaupläne des  „Laboratorios“ auf seiner Parzelle bei der „Guardamare“ in San Vincenzo- bloss kostet das eine Stange Geld.“In den nächsten Wintermonaten beginnen wir aber zu bauen“, erzählt er.
Das neue Ökonomiegebäude soll es Divo und Marco ermöglichen, rationeller zu arbeiten und ihren Imkerbetrieb zu sichern. Für Absatzkanäle bis in die grossen Verteiler haben sie ja schon vorgesorgt. Die Nachfrage nach regionalem Honig ist gut, haben sie doch bereits innert Monatsfrist rund 1000 Gläser auf einem originellen Stand im  Selbstbedienungsladen verkauft. Jetzt müssen sie nur noch weiter Honig und Bienenprodukte produzieren. Mantovani hat auch eine neue Etikette entworfen, diesmal nicht mehr auf dunklem, sondern auf hellem Papier. Sie verwenden ein privates Kontrollsiegel mit Produktionsdatum, Lotnummer und Verbrauchsdatum. Abgefüllt wird ihr Honig in verschiedenen Grössen, vom 250-g-Glas bis zum 5-kg-kessel. In rustikal ansprechenden Holzkästchen lassen sich drei 500-g-Gläser verpacken, die später, wenn der Honig aufgezehrt ist, als Weinflaschenverpackung wiederverwendet werden können.

Neue, einfache Kästen

Marco imkert wie fast Jedermann in Italien mit dem Dadantkasten. Seit der Varroaseuche werden die Beuten mit einem Varroagitter und Bodenschieber versehen. Das Gitter dient auch gleichzeitig zur Belüftung der Völker während des Wanderns.“Verbrauste  Völker gab es früher regelmässig“, sagt Marco,“doch jetzt mit dem Gitterboden erleiden wir dies nicht mehr.“ Früher wiesen die  Dadantbeuten eine Flugnische auf, die mittels Gittereinsatz bienendicht verschlossen werden konnte. Im Nu waren die Beuten zur Wanderung bereit. Doch diese Flugnischen sind auch sperrig,vergrössern das Gewicht und beanspruchen mehr Platz auf der Verladebühne des Transporters. „Was nicht nötig ist, lassen wir weg“, erklärt Marco den Bauplan seiner neuen „Dadant-Würfel-Beute“. Sie fasst wie bis anhin 10 Brutrahmen,die von Abstandblechstreifen in richtiger Lage gehalten und von den Bienen stabil genug angekittet werden. Ein unterer Abstandrechen ist nicht mehr nötig. Der Innendeckel hat eine leichte Blechhaube ohne Holzrahmen. Dies sind alles funktionale Vereinfachungen. Neu ist natürlich auch ein Gitterboden mit Schieber zur Varroakontrolle. „Wir prüfen nun
die so vereinfachte Beute in ihrer Praxistauglichkeit. Sie hat auf jeden Fall den Vorteil, leichter und platzsparend zu sein.“
Jungimker und Jungvölker

Marco Mantovani ist Bienenzuchtberater und Inspektor seines Kreises in der Maremma, wie die südliche Toskana genannt wird. Dieses Jahr hat er einen Anfängerkurs in San Vincenzo in seinem Betrieb durchgeführt. Seine Imkerlehrlinge  stammen aus verschiedenen Ländern. Eine Teilnehmerin ist Schottin, ein Teilnehmerin ist Shottin, ein Teilnehmer ist Araber, ein Imkerpaar stammt aus Italien und zwei sind Schweizer, die sich in der Toskana niedergelassen haben: Erich Bleuler lebt schon seit 20 Jahren in Castagneto Carducci und Lukas Berni seit drei Jahren in Donoratico.
Beide haben kürzlich einige Ablegervölker gekauft und damit zu imkern begonnen. Der Start ist ihnen geglückt, denn das Honigjahr war in Italien sehr gut.
Doch jedes Jahr ist anders und die Bienenzucht gleicht auch hier einem Glücksspiel.
Glück hatte auch Mantovani, der von einem Spitzenvolk zweimal der Honigaufsätze und einmal zwei
Magazine,insgesamt acht volle Aufsätze erntete.
„Natürlich sind nicht alle Völker so stark“, gesteht Divo ein„ Mit den starken Völker haben wir noch im September 50 Ableger gebildet“, erzählt er weiter.
Die Bienen finden noch im Spätsommer viel Pollen vom Bossolo, Efeu, bevor die Corbezzolotracht richtig einsetzt.


Toscanishe Berufsimker helfen sich und auch anderen